/b/ - Lichtallergiker

Mache Krautkanal wieder großartig

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Elektronikladensterben Bernd 2025-08-04 09:21:10 Nr. 4736
Der kleine, aber sehr feine Elektronikladen in Bernds Stadt bei dem man selbst noch einen Z80 als Einzelchip kaufen konnte hat vor zwei Jahren zugemacht. Ende letzten Jahres folgte die Filiale einer regionalen Fotokette bei der Bernd damals noch seine teure Nikon und andere Dinge gekauft hatte. Im Mai diesen Jahres reduzierte die lokale Filiale einer deutschlandweit bekannten Computerkette die Öffnungszeiten - Bernd wusste sofort, worauf das hinauslaufen wird - und jetzt steht das Ladengeschäft zur Vermietung. Und nun kauft ein chinesischer Internetversender auch noch BlödMarkt und Saturn. Der Sohn von Bernds Nachbar arbeitet beim lokalen BlödMarkt im Lager und berichtet, dass die Lager in den Filialen aufgelöst werden. Statt dessen werden Zentrallager hochgezogen, die Filialen haben dann nur noch das vor Ort was gerade in Massen läuft und verkommen sonst zu Abholstationen für Anschnur-Bestellungen. Also genau das Geschäftsmodell, das die neuen chinesischen Eigentümer auch anderswo fahren. Drei seiner Kollegen wurde bereits gekündigt. Bernd hasst sowas einfach. Er war völlig oke damit, dass er in solchen Läden mehr bezahlt als im Netz und nicht die selbe Auswahl hat, dafür aber alles sofort mitnehmen kann.
In der Schweiz nennen wir das Lädelisterben und ist seit vielen Jahren ein Ding. Ich kann es irgendwie nachvollziehen. Wie viel kostet so ein Laden wohl an Miete und Unterhalt? Selbst wenn du keine Mitarbeiter zahlen musst, weil das das Leidenschaftsprojekt eines Rentners ist, musst du einige Z80 pro Monat verkaufen um überhaupt auf Null rauszukommen. Da ist es nachvollziehbar, dass Dampferläden aufmachen und solche kühlen Läden schließen.
>>4737 Die Dämpferläden, Schlaufonläden und "Shisha-Bars" existieren halt auch nur noch wegen Geldwäsche. Die Innenstädte wären sonst komplett leer.
Und jetzt auch noch der Verkauf in Chiner. Bernd sieht ja ein, dass der Laden und die Angestellten höhere Kosten verursachen. Aber das die für billige Kabel einfach mal das Dreifache verlangen, fand Bernd schon immer unverschämt. Letztens brauchte Bernd spontan ein neues PC-Gehäuse, weil das Alte nicht mehr passte. "Sowas führen wir hier nicht meer". Bernd findet es schade drum, durch so einen Laden zu Schawänzeln erinnert Bernd immer an seine Jugend und Kindheit. Aber bei den Preisen und dem immer mager werdenden Angebot, wundert Bernd das nicht. Conrad ist ja einen ähnlichen Weg bereits gegangen.
Bernd kennt das Problem. Nachdem die C-Apotheke zugemacht hat, der lokale Elektronikeinzelhändler hatte schon 2010 zu gemacht, und Atelco ja auch pleite ging, hat jetzt der Saturn hier im Einkaufszentrum von drei Etagen auf eine reduziert. Mediamarkt haben wir einen im Industriegebiet, aber der war schon immer klein und für Bernd ohne Auto zu weit wek. Die Innenstadt (Deutsche Mittelstadt) besteht inzwischen nur noch aus Barbiers, Handlichläden und Arabischen Rauchutensilien einerseits und Klamottenläden andererseits. Nur für Fodsen natürlich, und wenn Männerabteilung dann diese Peinlichen Klamotten wo man merkt das die nur da sind, damit die Fodsen sie ihren Männern andrehen können. Selbst der Karstadt hat zu gemacht. Wir hatten so eine kleine City-Passage gehabt die so ein Bißchen wie ein Einkaufszentrum war, aber auch da gibt es nur noch und ausschließlich Klamottenläden. Früher war da sogar mal ein Rollenspielladen und ein Gothik-Laden drin. Und dann wundern die sich, daß die normalen Leute kein Bock mehr auf die Innenstadt haben. Bernd ging früher immer alles.jpg in der Stadt holen, egal das es 5-10 NG meer kostete, dafür kam Bernd mal vor die Tür und hatte es sofort. Jetzt bestellt Bernd halt auf e-Bucht.
>>4744 >Aber das die für billige Kabel einfach mal das Dreifache verlangen, fand Bernd schon immer unverschämt. Wenn es nur das dreifache wäre. Bernds Mutter hat neulich ein Kabel für 20€ gekauft. Bernds von AliExpress für 3€ ist besser. Wahrscheinlich ist es über ein Faktor 10 für die Qualität und dann kommt noch Mengenrabatt hinzu.
In der Innenstadt von Bernds Großstadt (~150k Einwohner) haben in den letzten Jahren zwei Einkaufszentren, ein Galeria Kaufhof, ein Elektronikladen, zwei Bastelläden, drei Läden für Nähmaschinen, Stoffe und Zubehör, zwei Bücherläden, zwei Fotoläden, eine Apotheke, mehrere Läden für Dekoartikel und wer weiß noch was geschlossen. Im letzten noch bewohnten Einkaufszentrum reduzieren die Ketten nach und nach ihre Ladenfläche, das oberste von vier Stockwerken steht bereits komplett leer. Und das obwohl die Innenstadt optisch immer komplett voll mit Leuten ist und ganz okay aussieht. Aber sind halt mittlerweile großteils auch nur Musel und anderes Gesock ohne viel Geld das da rumläuft. Mittlerweile ist Bernds Stadt in den Top 20 der Städte mit der höchsten Schuldnerquote, je nach Stadtteil sind mehr als 10 Prozent der Menschen überschuldet. Bernd gibt der Stadtverwaltung eine große Mitschuld weil sie das alles einfach so geschehen lässt und ihre Möglichkeiten überhaupt nicht nutzt. Weder werden besser gestellte Leute aus dem Umkreis durch irgendwelche Aktionen in die Innenstadt gelockt oder gebunden, noch greift die Stadt selbst in die Immobiliensituation ein und kümmert sich darum, dass in den leer stehenden Gebäuden mitten im Stadtkern z.B. Ärzte, Behörden, Bildungseinrichtungen etc. zusammengezogen werden um die Erreichbarkeit zu verbessern und die Wege zu verkürzen. Dabei hat die Stadt eine der höchsten Zuzugsquoten in ganz Deutschland, es wäre also dringend notwendig solche Infrastrukturverbesserungen jetzt mal in die Wege zu leiten bevor wieder alles aus den Nähten platzt, und das Geld ist auch da. TL;DR Kommunalpolitiker sind die dümmsten Hurren von allen
>>4750 Bernd hat neulich bei Reichelt Stecker bestellt. Es waren die exakt gleichen Stecker die Bernd für einen Bruchteil des Preises bei AliExpress bestellt hatte, mit den gleichen Produktionsfehlern. Bedeutet: Manche der Stecker waren so schlecht produziert, Bernd musste erst mal wie bei denen aus Schiner versendeten Steckern mit der Feile ran um sie überhaupt in den erlaubten Toleranzbereich zu bringen. Wenn ich schon deutlich teurer beim deutschen (((Händler))) bestelle, dann soll der gefälligst zumindest die Qualitätskontrolle machen. Das kann man verlangen. Sonst ist ja wirklich absolut jeder Vorteil dahin.
Die Beobachtungen einiger Bernd, bezüglich der Ladendiversität in Innenstädten kann Bernd auch nur teilen. Bernd wohnt in einer Mittelgroßen Stadt im Ruhrgebiet ja ja, selber Schuld. Neben der Verdrängung der meisten Läden durch Musel, mit Sauerkrautbuden, Kiosken, Verdampfer und Handlich-Läden, besteht der Großteil der Läden hier nur noch aus Bonzenläden mit überteuerten Markenprodukten für Fodsen. Ansonsten gibt es noch den einen oder anderen spezialisierten Feinkostladen, ebenfalls mit horrenden Preisen. Am Rand der Innenstadt nimmt die Vermuselung dann dramatisch zu und es gibt neben vorherig genannten, auch noch türkische Hochzeitskleid-Läden (wie auch immer die sich halten), Bäckereien und mittelgroße Lebensmittelläden. Seit dem das voran schreitet, versifft diese Ecke leider auch zunehmend.
Bernd sagt das jetzt ungern, aber "Vermuselung" ist denke ich nicht das richtig Wort. Die Unterschicht ist ein Konglomerat aus den verschiedensten Nationalitäten, "Kulturen", Statussymbolen, ökonomischen Zwängen das überall in eine ähnliche Richtung zieht. Oft sind die vermeintlichen "Musel" gar keine Musel, auch wenn sie so aussehen. Bernd würde einfach "Verelendung" verwenden.
>>4779 Dies. Armut ist kein Muselproblem. Es ist eher der Südenbock, mit dem der deutsche Fliesentischbesitzer einen Schuldigen findet, der daran schuld ist, dass die Innenstädte sterben. Dass er selbst kein Geld hat um die Wirtschaft in der Innenstadt am laufen zu halten, merkt er gar nicht, solange er Bluthochdruck bekommen kann, nur weil eine Frau jetzt ein Kopftuch trägt. Ich verstehe die Logik hinter "die Musel" sind Schuld auch gar nicht. Sie haben kein Geld, dann tangieren sie die Läden nicht, nehmen den "Biodeutschen" aber auch nichts weg. Oder sie nehmen den Michel aus, dann könnten sie die Innenstädte am Leben halten. Oder sie nehmen den Michel aus, gehen aber nicht in die Innenstädte um ihr Geld dazulassen. Dann verstehe ich die Beschwerde nicht, dass Innenstädte voller Musel sind. Ist also nur eine Nebelkerze, die wahrscheinlich gar nichts mit dem Problem zu tun hat.
>>4780 Bernd kann diese Scheiße auch nicht mehr ab. "DIE MUSEL ÜBERNEHMEN UNSERE INNENSTADT" "DER RENE BENKO HAT UNS BELOGEN UND BETROGEN UND DESWEGEN STEHEN JETZT DIE KAUFHÄUSER LEER" Nein. Die deutschen Kartoffeln sind einfach - wie immer - unfassbar bequeme und faule Schweine, die sich gerne dem Traum hingeben, dass bitte alles so wie früher bleiben soll, dafür aber selbst einen Scheißdreck tun. Alles soll immer maximal billig sein und am liebsten binnen zehn Minuten an die Haustür geliefert werden, aber gleichzeitig soll es eine total belebte und "wertige" Innenstadt geben für den Fall, dass man da ein Mal im Jahr hin geht, nur um sich dann zu beschweren, wie voll und schlimm doch alles ist. Und für diesen Traum, der eben schon seit Jahrzehnten nur noch ein Traum ist, denn die ökonomischen Realitäten haben sich eben nun mal komplett verschoben wenn alle so agieren wie Michels nun mal agieren, schmeißt man im Zweifel auch mal ein paar Milliarden raus und stilisiert ein paar "Investoren" zu Heilsbringern hoch die sie natürlich nicht sind und nicht sein können, nur um dann hinterher so tun zu können, als hätte man ja alles getan und Gleichzeitig verpasst der Michel dann aber natürlich auch das Internetz und die meisten Läden haben nach 20 Jahren weiterhin keine überzeugende Anschnurstrategie.
Kapitalistische Systeme geraten in Krisen. Mehr Nachrichten um 11.
>>4788 Ach Bernd, versuch es härter. Die beschriebenen Ereignisse beweisen ja, dass es dem Kapitalismus prächtig geht.
>>4815 Was ist prächtig daran, wenn Innenstädte nur noch aus Scheiße bestehen?
>>4781 Das ist doch kein deutsches Problem. In den USA sind viele Malls doch auch gestorben. Es ist einfach die Verlagerung des Konsums zu amazon et al., wo man alles billiger kaufen kann.
>>4822 Das ist so pauschal nicht richtig. Der Anteil des Anschnurhandels am gesamten Einzelhandel betrug in Deutschland im Jahr 2024 nur 13,4%. Amazon macht insgesamt nur 7,5% des gesamten deutschen Einzelhandels aus. 86,6% laufen weiterhin über normale Läden. Der überwältigende Großteil des Problems muss also durch Läden verursacht werden die anderen Läden das Wasser abgraben. Und so ist es ja auch. Eine einzige Discounter-Filiale bietet z.B. in ihrem Nicht-Essen-Bereich über das Jahr hinweg mehr Krams an, als der lokale Elektrohändler, der Haus- und Gartenladen, die Papierhandlung, der Schuhladen, die Konfisserie, das Sportgeschäft etc. zusammen verkauft hätten.
>>4820 Geld für die Konzerne die übrig bleiben.